Fachbeitrag · 9. Oktober 2019

Trennungsmanagement in der Automobilindustrie. Und die Führungskraft?

Innovation für Unternehmen

Die Umstellung vom Verbrennungs- zum E-Motor bringt weitreichende Folgen mit sich. Laut aktuellen Untersuchungen drohen durch den Wandel langfristig zehntausende Jobs bei den Automobilherstellern zu verschwinden. Betroffen davon sind aber auch hunderte von Zulieferbetrieben, die sich auf diese neuen Gegebenheiten einstellen müssen. Zur Bewältigung dieser Herausforderungen verringern diese Unternehmen häufig bereits jetzt ihren Personalkörper, um langfristig Kosten zu senken.

Personalabbau ist eine heikle Angelegenheit

Personalabbau sollte ohne großen Imageschaden erfolgen und gilt als schwerer Prüfstein für die Unternehmenskultur. Die anstehenden Maßnahmen finden meistens unter wirtschaftlichem Druck und einem engen Zeitplan statt. Gleichzeitig stellen sie hohe Anforderungen an die Steuerungskompetenz, das Kommunikationsmanagement und ein funktionierendes Projektmanagement im Unternehmen. An vorderster Front in der Umsetzung sind dabei immer die Führungskräfte!

Auch für erfahrene Führungskräfte ist es eine große Herausforderung, den Trennungsprozess zielorientiert und wertschätzend zu gestalten. Dabei sind besonders die Kündigungsgespräche oft – für beide Seiten – von hoher Emotionalität geprägt und gehören daher zu den schwierigsten Gesprächen einer Führungskraft. Viele Führungskräfte wissen zwar „irgendwie“ darüber Bescheid, haben aber keine klaren Vorstellungen über das Trennungsgespräch, sodass diese Situation puren Stress bedeutet. An dieser Stelle ist es wichtig, dass sich Unternehmensleitungen der schwierigen Situation, in der sich ihre Führungskräfte bei Personalabbau und Kündigungen befinden, bewusst sind. Sie sollten, um Fehler zu vermeiden, eine intensive Vorbereitung auf das Trennungsgespräch durch entsprechendes Training der Führungskräfte sicherstellen.

Das Trennungsgespräch ist Dreh- und Angelpunkt im Prozess des Personalabbaus

In diesem Gespräch konzentrieren sich – wie unter einem Brennglas – arbeitsrechtliche und wirtschaftliche Themen (Sozialplan, Abfindungskosten etc.) mit menschlichen und psychologischen Aspekten (Beziehungsebene Führungskraft zu Mitarbeiter, Selbstwertgefühl, Reaktionsmuster der Beteiligten). Dieses Zusammenspiel und wesentliche Inhalte des Trennungsgesprächs müssen nicht nur vorbereitet und abgestimmt sein, sondern auch aktiv mit den Führungskräften trainiert werden. Dies ist notwendig, um Ungeschicklichkeiten im Kündigungsgespräch und Verletzungen des Selbstwertgefühls bei den Gekündigten zu vermeiden. Es ist wichtig aktive Gesprächstrainings in die Vorbereitung zu integrieren, da Führungskräfte in den Trennungsgesprächen unausweichlich mit Gefühlen und Beziehungskonflikten (denen der Betroffenen und ihren eigenen) konfrontiert werden. Wichtige Fragen wie „Wer führt das Gespräch?“ „Wann findet das Gespräch statt?“ „Wo findet das Gespräch statt?“ „Wie lange dauert das Gespräch?“ müssen reflektiert und diskutiert werden.

Die Aussprache der Kündigung

Grundsätzlich beinhaltet das Trennungsgespräch, die Trennung oder Kündigung tatsächlich auszusprechen und dafür zu sorgen, dass sie als Tatsache vom Betroffenen verstanden wird. Dieser Teil ist meist der schwierigste Part für die Führungskraft. Hierzu gehört auch, dass dem Betroffenen die Unternehmensentscheidung begründet wird und welche vertraglichen Einzelheiten bzw. Trennungskonditionen gelten. Darüber hinaus soll der/die Betroffene Zeit, Raum und Aufmerksamkeit haben, um den ersten Schock zu durchleben. Und schließlich soll eine erste Sprachregelung gegenüber Mitarbeitern und Kunden, sowie ein nächstes Gespräch für weitere Schritte und Details vereinbart werden.

Gerade bei Trennungsgesprächen kommt eine altbekannte Weisheit zum Tragen: „Unglücklich macht meist nicht das „Was“, sondern das „Wie“. Dieses „Wie“ professionell, empathisch und fair zu bewältigen, ist sicherlich eine Herausforderung für viele Führungskräfte, aber eine wichtige Stellgröße im Gesamtprozess des Personalabbaus und damit auch im Erhalt der verbleibenden Arbeitsplätze.

Verfasst von: Gaby Doll

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