Lateinamerika

Eine Region mit Wachstumsperspektiven

Autor(en): Martin Roth und Dr. Matthias Rode

Die Weltbank prognostiziert für die Region Lateinamerika und Karibik im Jahr 2025 ein Wachstum des realen Bruttoinlandsproduktes um 2,5 Prozent. Bodenschätze, Technologieaffinität und gut ausgebildete, junge Fachkräfte eröffnen Chancen, die in den Ländern für verhalten positive Stimmung sorgen, trotz teils hoher Korruption und Unberechenbarkeit der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen.

Die Länder Lateinamerikas sind nicht nur ein großer Absatzmarkt oder wie Mexiko ein beliebtes Gateway in den US-amerikanischen Markt, auch ihr Energiesektor und ihr Rohstoffreichtum machen sie – Stichwort Lieferkettenresilienz – zu interessanten Kooperations- oder Handelspartnern für deutsche Unternehmen. Unsere lateinamerikanischen Partnerinnen und Partner im AGILIUM-Netzwerk berichten, was ihre Länder gerade antreibt.

Neben der Agrarwirtschaft und dem Technologiesektor zahlen in Brasilien unter anderem internationale Investitionen in die Gewinnung grüner Energien ins Wachstum ein. Im Vordergrund stehen dabei laut Barbara Noguera, Prime Talent Executive Search, Projekte, die auf ESG-Agenden von Unternehmen ausgerichtet sind: „Ob Wasserkraft, Windkraft, Solar- oder Bioenergie, Brasilien erzeugt bereits rund 90 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Energien.“ „Damit und auch durch das Engagement in der Wasserstoffwirtschaft positioniert sich das Land als Vorreiter der Energiewende“, ergänzt ihr Kollege David Braga. Erwartet wird alles in allem ein BIP-Wachstum von 2,0 Prozent.

Bergbau und der Rohstoffexport insbesondere von Kupfer und Gold sind in Peru ein Schlüsselbereich der Wirtschaft. Das für 2025 prognostizierte Wachstum in dem politisch eher instabilen Land liegt bei 2,5 Prozent. „Trotz des positiven Werts ist Peru langfristig bestrebt, seine Wirtschaft durch die Förderung von Landwirtschaft, Fertigungsindustrie und Tourismus stärker zu diversifizieren“, meint Guillermo Winter, Head Hunters Perú.

Kupfer und Lithium, von dem Lateinamerika über 61 Prozent der weltweiten Reserven verfügt, sind wesentliche Rohstoffe für Zukunftstechnologien, die die grüne und die digitale Transformation befördern. Von beiden gibt es in Chile große Vorkommen. Und entsprechend befindet sich auch der Technologiesektor im Aufwind. Das Land ist offen für ausländische Investitionen, die Eintrittsbarrieren für Unternehmen sind niedrig. „Allerdings hängt die chilenische Wirtschaft stark am Nachbarland Argentinien“, meint Maria Antonieta Toro von Global Coach Consultores. „Chile profitiert mit einem voraussichtlichen Wachstum von 2,2 Prozent aktuell von dessen wirtschaftlichen Aufschwung.“

Zu verdanken ist dieser dem 2023 gewählten argentinischen Präsidenten Javier Milei, der durch sein kompromissloses Vorgehen die Inflation im Land erstmals seit 20 Jahren gestoppt und ein Haushaltsgleichgewicht hergestellt hat. Argentinien, das über hohe Öl-, Gas- und Lithiumvorkommen verfügt, aber auch im Bereich erneuerbare Energien zunehmend mitmischt, hofft durch die Wirtschaftspolitik wieder zum Power House Lateinamerikas zu werden. Die Wachstumsprognosen liegen aktuell bei 5 Prozent. Die Gesellschaft nimmt laut Cristina Bomchil, Valuar, dafür die Unberechenbarkeit des Präsidenten in Kauf. „Wir haben das erste Mal seit vielen Jahren wieder Hoffnung auf eine bessere Zukunft.“

Ob Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften, IT oder auch Marketing, die junge Generation in den lateinamerikanischen Ländern ist gut ausgebildet und oftmals hoch qualifiziert. So auch in Kolumbien, das über einen großen Pool an Working Talents verfügt. Das kommt, so Juan Camilo Escovar, Head Hunters International, bei den Unternehmen gut an und zwar nicht nur bei denen im eigenen Land. „Wir vermitteln Fachkräfte, die hier von Bogota aus im Remote-Modus für Unternehmen im Ausland arbeiten. Eine Win-win-Situation: Die Unternehmen sparen bis zu 30 Prozent Gehaltskosten. Die Fachkräfte erhalten für kolumbianische Verhältnisse äußerst attraktive Gehälter.

In Mexiko ist die Zukunftsfreude verhaltener. Die Exportquote von 42,8 Prozent des Bruttoinlandproduktes im Jahr 2024 zeigt die hohe Bedeutung des Außenhandels für die mexikanische Wirtschaft. Allein 84 Prozent der Exporte gingen in die USA, ein Großteil davon im Sektor Automobilindustrie. Die protektionistische Zollpolitik von US-Präsident Trump wird ebenso wie seine verschärfte Migrationspolitik entsprechend negativ aufgenommen. Dennoch bleibt Mexiko guten Mutes und geht von einem Wirtschaftswachstum in Höhe von 1,5 Prozent aus. „Wir müssen die Regierungszeit von Donald Trump überstehen. Langfristig wird der Handel mit den USA profitabel für Mexiko bleiben“, sagt Amalia Gonzales von Hunters Americas.

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