Fachbeitrag · 26. April 2022

Zwischen Prozessorientierung und Agilität

Es ist normal, dass nicht alles nach Plan läuft.

Zwischen Prozessorientierung und Agilität einen Vorsprung erhalten

Während die EU-Wirtschaft 2021, im zweiten Coronajahr, um 5,3 Prozent* gewachsen ist, erreicht Deutschland 2,7 Prozent*. Im letzten Quartal 2021 schrumpfte die deutsche Wirtschaftsleistung sogar um 0,7 Prozent*. Liegt das auch am deutschen Umgang mit Unvorhergesehenem? Ein Gespräch darüber, ob und wie Unternehmen sich – zwischen Prozessorientierung und Agilität – einen Vorsprung erhalten oder erarbeiten können.

LuPe: Made in Germany genießt weltweit hervorragenden Ruf. Doch ist Deutschland noch vorneweg?

Jan Burghardt: Ich habe den Eindruck, die Welt überholt Deutschland gerade links und rechts. Statt uns auf den Erfolgen der Vergangenheit auszuruhen, sollten wir dringend den Blick nach vorne richten und aufholen.

Hendrik Saur: Die Offenheit für Neues, für Innovation scheint teilweise verlorengegangen zu sein. In unserem Rückstand bei der Digitalisierung, beim Ausbau Erneuerbarer Energien oder in der Coronapandemie zeigt sich aber auch unser Hang zu Bürokratismus und Überregulierung. Während unsere Nachbarländer sagen, wir machen jetzt einfach mal, sind wir noch am Überlegen, wie.

Nina Meyer: Das macht Deutschland langsamer, auch wenn das Ergebnis perfekter ist. Nehmen wir die Coronaimpfung: Ziel war, möglichst schnell viele Menschen zu immunisieren. Bei uns in Frankreich dürfen daher Apotheker schon seit März 2021 impfen, und sei es im Hinterzimmer. In Deutschland ist das erst seit Februar 2022, also 11 Monate später, unter hohen räumlichen Auflagen erlaubt. Diese Tendenz, alles vorab bis ins kleinste Detail perfekt zu planen, findet sich auch in deutschen Unternehmen wieder.

Wir sind, provokant formuliert, Planungsweltmeister. Macht das deutsche Unternehmen unbeweglich?

Hendrik Saur: Im Gegenteil, das macht gerade mit Blick auf Prozesse und Qualität die Stärke der deutschen Wirtschaft aus und wird sie auch weiterhin ausmachen.

Jan Burghardt: Prozessorientierung, das Durchdenken und Abstimmen der kompletten Prozesskette eines Unternehmens, macht nicht unbeweglich, sondern im Regelfall schnell, effizient und wettbewerbsfähig. Die Digitalisierung und damit einhergehend die Automatisierung beschleunigt zusätzlich. Zudem entlasten IT-gestützte Prozesse die Mitarbeitenden von Routineaufgaben.

Hendrik Saur: Die Digitalisierung beschleunigt Prozesse, zementiert sie jedoch auch.

Nina Meyer: Und das kann zum Problem werden. Das Umfeld ist unbeständiger geworden. Es ist normal, dass nicht alles nach Plan läuft: In der Regel decken definierte Prozesse nur rund 80 Prozent der Fälle ab. Bei den verbleibenden 20 Prozent ist es erforderlich, die Standardprozesse zu durchbrechen. Dafür fehlen Mitarbeitenden aber oft die Möglichkeiten und der Mut. Sie verstecken sich bei Abweichungen hinter den Prozessen – das schützt davor, etwas falsch zu machen – und sehen die Verantwortung beim Vorgesetzten.

Würde mehr Agilität, mehr Eigeninitiative der Mitarbeitenden denn ins Chaos führen?

(…)

* Angaben der EU-Kommission bzw. des Bundeswirtschaftsministeriums

Die Fortsetzung des Artikels aus unserer LuPe 32 steht in unserer Mediathek zum kostenfreien Download für Sie bereit - wir freuen uns über Ihr Interesse.

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Zwischen Prozessorientierung und Agilität

Ein Gespräch darüber, ob und wie Unternehmen sich zwischen Prozessorientierung und Agilität einen Vorsprung erhalten.

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